Hochzeitsbräuche

Die obligatorischen Polterabende, die von Freunden dem Junggesellen gegeben wurden und einen Tag vor der Hochzeit stattfanden, sind in letzter Zeit relativ unmodern geworden. Das liegt zum Einen daran, dass die intensive Vorbereitung zur Hochzeit für den Bräutigam stressig genug ist, zum Anderen, dass das Hochzeitspaar lieber gemeinsam etwas unternimmt. Sollten die Freunde des Noch- Junggesellen den Polterabend trotzdem veranstalten, so müssen sie darauf achten, dass lediglich Porzellan, Steingut und Keramik zerschlagen werden darf, zerbrochenen Glas bringt nach altem abendländischem Glauben Unglück. In der jüdischen Tradition ist es übrigens genau umgekehrt.

Inzwischen ebenso unbeliebt, besonders beim Bräutigam, ist die Entführung der Braut nach der Trauung. Die Angetraute wird von einigen Freunden in ein nahegelegenes Lokal entführt.
Der Bräutigam macht sich auf die Suche, und nachdem er fündig geworden ist, muss er die Braut freikaufen, indem er die aufgelaufene Zeche bezahlt. Unser Tipp an den Bräutigam: Wenn es Ihre Freunde partout nicht lassen wollen, kaufen Sie rechtzeitig vor der Hochzeit ein Paar Handschellen.

Ein Brauch, der vor 30 Jahren in Berlin noch undenkbar gewesen ist, hat sich hier wie in allen Großstädten mit hohem Ausländeranteil fest ins Straßenbild integriert: Ein Autokorso mit der Hochzeitsgesellschaft fährt laut hupend vom Standesamt oder der Kirche zu den Feierlichkeiten. Bevor das Brautpaar allerdings mit den Gästen feiern kann, muss ein starkes Hindernis aus dem Weg geräumt werden. Ein dicker Baumstamm versperrt den Eingang zum Lokal. Die frischgebackenen Eheleute müssen nun gemeinsam den Stamm mithilfe einer rostigen Säge durchtrennen. Der Stamm symbolisiert die Schwierigkeiten, die das Paar nur gemeinsam aus dem Weg räumen kann.

In vielen ländlichen Bereichen setzt man dem Paar einen Kinderwagen oder einen Klapperstorch auf den Schornstein um den zu erwartenden Kindersegen zu symbolisieren.

Aus dem angloamerikanischem Raum wurden, den vielen Hollywood-Schinken sei Dank, einige Bräuche bei uns übernommen. Dazu gehören die Blumenkinder, die den Weg mit Blumen streuen, das Werfen mit Reis und Konfetti nach der Trauung, sowie das Werfen des Brautstraußes. Die Braut wirft ihren Brautstrauß rückwärts in die Menge der unverheirateten Frauen. Diejenige, die den Strauß fängt, wird nach altem Glauben als nächste heiraten. Wenn die Braut den Strauß als Erinnerung behalten will, sollte sie einen Ersatzstrauß in die Jungfernschar werfen.

Ebenfalls bekannt aus Funk und Fernsehen ist folgendes Ritual: An die hintere Stoßtange oder die Rückscheibe des Brautautos wird ein Pappschild mit dem Spruch "Just Married" gehängt. Desweiteren werden leere Blechdosen mit einer Schnur befestigt. Das Scheppern teilt allen mit, hier fährt ein Hochzeitspaar.